Anfang des 19. Jhdt. entstanden auf Grund neuer technischer Möglichkeiten neue Musikinstrumente. Aus dem Cembalo über das Hammerklavier entwickelte sich das uns heute bekannte Klavier bzw. der Flügel. Neue Mechaniken ermöglichten eine andere und feinfühligere Art der Tonerzeugung — ganz im Sinne des Zeitgefühls. Eine beliebte Sonderform war das Tafelklavier. Es ist eine frühe Bauform des Hammerklaviers, bei der die Saiten horizontal und quer angebracht sind, also Taste und zugehörige Saite ungefähr rechtwinklig zueinander verlaufen. Diese Konstruktion ermöglicht eine rechteckige Gestaltung des Gehäuses in Form eines Tisches ("Tafel"). Das Instrument kann somit in geschlossenem Zustand als Anrichte o. ä. verwendet werden und nimmt weniger Raum in Anspruch als ein Flügel. Die Idee dieser speziellen Bauform indes war nicht neu, sondern wurde bereits beim Clavichord und beim Virginal angewandt. Tafelklaviere waren im 19. Jhdt. sehr beliebt. Berühmte Musiker wie Franz Schubert, Clara Schumann, Robert Schumann, Richard Wagner und Franz Liszt spielten und komponierten ihre Werke auf Tafelklavieren. Ab 1850 wurden Tafelklaviere zunehmend industriell gefertigt. Die ersten Instrumente mit Streben, Rahmen und Anhangplatten aus Metall entstanden, um die immer größer werdende Saitenspannung abzufangen. Dadurch wurden die Instrumente immer schwerer. Was vorher durch kleine Familienbetriebe gefertigt wurde, entstand jetzt teilweise in Serie mit bis zu 600 Mitarbeitern (z. B. John Broadwood & Sons). Mit der Weiterentwicklung eines Klaviers mit senkrechtem Saitenbezug kam das Tafelklavier in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich aus der Mode und wurde in Europa nach 1870 kaum noch hergestellt.
Tafelklaviere von Carl Toefling, wie das im Orgelbaumuseum, gibt es nach heutigem Wissensstand nur noch 5 Stück weltweit, wobei es sich bei diesem Instrument um einen echten Glücksfall handelt, denn bis auf ein paar wenige ersetzte Saiten ist hier nichts verändert worden. Selbst die Hammerköpfe haben noch den originalen Lederüberzug über dem Filzkern. So kann man hier den originalen Klang der damaligen Zeit nachempfinden und ganz neue Klangeindrücke bekommen.
Klangbeispiel
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