Nürnberg ist seit jeher bekannt für seine Instrumentenmacher. Weniger bekannt war jedoch, dass diese Stadt vom 16. bis zum 19. Jhdt. auch bedeutende Orgelmacher beherbergte. 275 Jahre wirkten hier, sorgfältig vom Nürnberger Rat kontrolliert, Stadtorgelmacher, die, um nicht in Konkurrenz zu den Schreinern zu treten, nur einen Gesellen beschäftigen durften. So auch Nicolaus Manderscheidt (1580-1662), der 1646 im Auftrag des Sulzbacher (Oberpfalz) Rates ein Orgelpositiv baute. Es war ein Huldigungsgeschenk für Herzog Christian August. Da die Schlosskirche im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen geplündert wurde, hatte man auch keine Orgel mehr, um Huldigungsmusiken erklingen zu lassen. Die im Gottesdienst bis 1850 verwendete Orgel stand dann bis Anfang der 1970er Jahre in der Friedhofskapelle, wo sie am Ende des zweiten Weltkrieges stark zerstört wurde. Erst 20 Jahre später fand KMD J.-P. Schindler nach langer Forschung die originale Rechnung im Sulzbacher Schlossarchiv und konnte somit den Torso Nicolaus Manderscheidt gesichert zuordnen. In den Jahren 1985-1991 wurde das Orgelpositiv dann aufwendig rekonstruiert. Heute erklingen wieder 276 Pfeifen aufgeteilt auf 6 Register, u. a. ei- nem Zungenregister „Fagott 8‘ “. Typisch für diese Epoche sind die sog. „kurze Oktav“ mit den fehlenden Tönen Cis, Dis, Fis und Gis. Auf den Tasten für Fis und Gis stehen die Töne D und E. Außerdem ist die Taste für dis` als Subsemitonie ausgeführt. Mit dieser geteilten Taste lässt sich so ein „hohes“ dis` oder ein „tiefes“ es` spielen, je nachdem, in welcher Tonart man spielt. Dies ist notwendig, um die „Unreinheiten“ der mitteltönigen Stimmung bei mehr als 3 Vorzeichen auszugleichen. Die Instrumente Manderscheidts wurden europaweit verkauft und waren ob ihrer hohen Qualität sehr geschätzt. Schätzungen ergeben, dass er während seines 82-jährigen Lebens über 200 dieser Positive baute. Unter seinem von Kupferstecher Georg Walch gefertigten Bildnis stehen die folgenden, für Manderscheidt charakteristischen Verse:
„Hier hat Apelles hand den Kunst-Mann fürgestellt,
In dessen Angesicht die Redlichkeit sich Zeiget:
An dessen wercken sich Euterpe selbst erfreuet:
Daher ein guter Nam Ihm bleibet in der Welt“
Klangbeispiel
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